Bereits zum vierten mal in Folge ging es für mich zur weltbekannten #triweek nach Tiszaújváros in Ungarn, was ja bereits meine zweite Heimat ist, da meine Freundin von dort kommt. Dieses mal startete ich aber nicht den Junioren Europacup, wie in den vergangenen drei Jahren, sondern meinen allerersten Elite Weltcup.
Das besondere an dem traditionsreichen Wettkampf in Tiszaújváros ist – abgesehen von der legendären Afterraceparty – das Format: Am Samstag muss man sich in einem von drei Semifinals für das Finale am Sonntag qualifizieren. Jeweils die besten 9 jedes Semifinals und die weiteren drei Zeitschnellsten Athleten haben dazu die Möglichkeit.
Mit der Startnummer 23 startete ich bereits im ersten Semifinal mit Athleten wie Polyanskiy, Bicsák, Tóth und Bryukhankov. Die Namen und Leistungsstruktur der Athleten versprachen also ein schnelles Schwimmen, aber Russen und Ungarn können normalerweise nicht Radfahren, was mich zuversichtlich machte, selbst bei einem zu erwartenden Schwimmrückstand in der zweiten Disziplin wieder Anschluss an die Spitze zu finden.
Die Wassertemperatur betrug knapp 28°C und die Außentemperatur 34°C. Nach Cozumel weiß ich aber, dass ich im Vergleich zu vielen anderen mit Hitze eigentlich ganz gut zurechtkomme.
Wer den Wettkampf in Tizzy kennt, weiß, dass das Schwimmen nicht mehr viel mit Schwimmen zu tun hat, denn die erste Boje kommt bereits nach 100m und danach circa alle 50m eine weitere Boje mit einem 90° Richtungswechsel bis man 3 Runden á 250m geschwommen ist. Also die guten Schwimmer haben vorne ihre Ruhe während um die hinteren Plätze geschlagen wird. Da es in den letzten Jahren viele Beschwerden über diese Schwimmstrecke gab, wurde beim Briefing gewarnt, dass das Schwimmen gefilmt wird und unsportliche Athleten disqualifiziert werden. Aber auch das schreckt die meisten Athleten nicht ab voll drauf zu gehen. Tatsächlich wurden dieses Wochenende aber insgesamt 10 Athleten (inkl. Juniorenrennen) wegen "swim behaviour" (i.e. absichtliches Tauchen oder Ziehen von Konkurrenten) disqualifiziert.
Mit meiner Startnummer hatte ich nicht mehr viel Platzwahl und musste mich relativ weit links aufstellen. Zwar hätte ich dann den kürzeren Weg um die Boje, aber ich schwimme nicht schnell genug, um dem Geprügel aus dem Weg zu gehen, da natürlich jeder so eng wie möglich um die Boje will, so würde das nur extrem bremsen und aus dem Rhythmus bringen. Dann war es soweit und ich stand auf dem Pontoon mit 27 anderen Athleten und wartete auf den Startschuss für mein Weltcup Debüt.
Nach dem Startsprung zögerte ich erstmal kurz mit 2 lockeren Zügen, um dann im Wasserschatten der Athleten auf die rechte Seite zu schwimmen. Dort erwischte ich dann den Wasserschatten der ganz guten Schwimmer und war sogar schneller an der ersten Boje, als die linke Seite. Dafür hatte ich natürlich den weiteren Weg um die Boje. Nach einer der drei Runden wusste ich, dass ich wieder nach links wechseln muss, um ab jetzt wieder die kürzeren Wege zu haben, da das Feld nun schon in die Länge gezogen war, so dass es kaum mehr Geprügel gab.
Dies setzte ich dann auch in die Tat um und um die nächsten Bojen kam ich sogar so gut, dass ich aufs Hauptfeld aufschloss, bei dem ich dann bis zum Ende der Schwimmstrecke blieb.
Auf dem Rad saß ich dann sofort in der Verfolgergruppe mit lauter Athleten, die normalerweise deutlich vor mir aus dem Wasser kommen. Das Schlimmste war also geschafft und ich konnte auch noch sehr zufrieden sein.
Vorne waren 4 Ausreißer unterwegs, davon aber zwei Russen, also war es nicht wirklich anstrengend diese einzuholen. Mitarbeiten bei der Nachführarbeit wollte allerdings niemand außer Stefan Zachäus der für Luxemburg startet (früher Deutschland) und mir. Nachdem nun sowieso alle in einer Gruppe saßen, hatte ich in der zweiten Runde auch keine Lust mehr, das Tempo für alle anderen hoch zu halten und leider rückblickend betrachtet zu viel Respekt etwas mit einem Ausreißversuch zu riskieren, um das Hauptfeld zu sprengen, was ich jetzt sicher bereue. Am Ende der 20km langen Radstrecke konnte ich mich dann am Besten durchsetzen, so dass ich als erster in der ztweiten Wechselzone vom Rad stieg.
Das Loslaufen fiel dann druch die Hitze extrem schwer und die besten Laufbeine hatte ich auch nicht erwischt. Ich fiel erstmal auf Platz 14 zurück. Nach der ersten der drei Laufrunden fing ich mich aber wieder und konnte wieder ein paar Plätze gut machen. Nun war ich auf Platz 10. Platz 9 und somit der letzte sichere Finalplatz war aber schon zu weit weg und so lief ich als 10ter meines Semifinals über die Ziellinie. Ich hab alles gegeben und bin sehr zufrieden mit meinem Rennen in diesem Weltklasse Feld. Ich hoffte natürlich, dass ich noch einer der drei zeitschnellsten bin, dies war aber nicht so, da im zweiten Semifinal die Radgruppe deutlich besser funktioniert hat, so dass sich dort Jannik Schaufler mit Platz 12 noch als letzter über die Zeitschnellstenregel fürs Finale qualifiziert hat.
Ergebnisse hier.
Ich war erstmal sehr enttäuscht, dass es so knapp war, aber im Nachhinein habe ich mir als einer der jüngsten im Elitefeld bei meinem allerersten Weltcup nichts vorzuwerfen. Nächstes Jahr komme ich sicher wieder und das Ziel wird klar sein!
Alles, was nach meinem Rennen in Tizzy passiert ist, ist Geschichte ;)
Am Sonntag werde ich bei der Olympischen Distanz in Erlangen an den Start gehen, als letzte harte Trainingseinheit vor der Olympischen Distanz beim Frankfurt City Triathlon nächste Woche, wo ich auf den Hawaii Dritten Patrick Lange treffen werde. Dem versuche ich es natürlich so schwer wie möglich zu machen ;) Ich freue mich auf ein vielversprechendes Duell!
Bis dahin
LG Frederic