Letztes Wochenende war es endlich so weit und der Saisonhöhepunkt, die Deutschen Meisterschaften der Jugend und Junioren in Nürnberg standen an. Eine Woche zuvor bestritt ich noch aus dem Training heraus unser Heimrennen, den Triathlon in Grassau, und konnte mit großem Vorsprung dort gewinnen und meine selbst gesteckten Ziele auch im Hinblick auf Schwimm- Rad- und Laufpace erreichen. Die letzten wenigen Trainingseinheiten in der Rennwoche liefen ebenfallsnach Plan und ich reiste am Donnerstag Nachmittag zuversichtlich nach Nürnberg, wo ich eine Nacht bei meiner Tante und meinem Onkel in Schwabach verweilte (Danke dafür :) ) bevor es am Tag darauf ins Hotel ging, wo ich die anderen Athleten aus Bayern traf. Anschließend wurden noch die Strecken besichtigt und abends stand die Länderparade an, bei der es seit 2013 Tradition ist, als Bayerischer Athlet in Tracht aufzutreten.
Am Samstag klingelte der Wecker bereits um 5:45 Uhr, um noch rechtzeitig zu frühstücken, denn der Start der Junioren war der erste Start des Tages um 9 Uhr.
Der Check-In begann erst eine Stunde vor dem Start, so wurde es etwas stressig mit einlaufen und einschwimmen. Als die 40 Junioren bereit für das Line-Up waren, waren die Bojen noch gar nicht im Dutzenteich, weshalb sich der Start etwas verzögerte. Das Wasser hatte 25°C, also war der Neopren verboten. Als dritter wurde ich aufgerufen und durfte mir meinen Platz an der Startlinie auswählen. Ich entschied mich für die rechte Seite, um bei der ersten Boje gleich innen zu sein und auch weil Jannik Schaufler sich dort hinstellte, von dem ich weiß, dass er gut schwimmt.
Als alle Junioren bereit waren, ertönte das Startsignal. Der Weiher, in dem freiwillig nie jemand baden gehen würde, war relativ seicht, so begann ich erst mit ein paar Delphinsprüngen und kam sehr gut weg. Dennoch verlief die erste Hälfte nicht so gut. Als ich bei der Wendeboje die ersten zurück schwimmen sah, dauerte es gefühlt noch 30 Sekunden bis ich um die Boje herum war. Dafür verlief die zweite Hälfte umso besser und ich konnte noch an vielen Athleten vorbei schwimmen. Als 10ter, mit circa 15s Rückstand auf die Spitze, stieg ich aus dem Wasser. Zum ersten mal konnte ich direkt nach dem Schwimmen auch schnell zu meinem Wechselplatz laufen, sonst bin ich immer müde und kann kein Tempo machen. Der Weg war weit und so machte ich weiter Sekunden gut. Die Spitzengruppe war sicher, nur leider bemerkte ich auf dem Weg zur Aufstiegslinie, dass ich vergessen habe meine Startnummer anzuziehen. Glücklicherweise hatte ich diese an meinem Lenker befestigt, also kurz stehen bleiben und die Startnummer anbringen.
Das kostete mich leider die Spitzengruppe, also musste ich die ersten 3km hart arbeiten, um den Anschluss zu kriegen. Die Straßen waren noch nass und als ich endlich alleine die Gruppe erreichte, kam es zum Sturz an der Spitze und drei Leute gingen zu Boden. Nun waren wir circa 7 Athleten.
Zu Beginn der zweiten Runde forcierte ich dann das Tempo und als ich merkte, dass ich eine kleine Lücke riss, sah ich die Gelegenheit und drückte noch ein paar mehr Watt. Da war ich dann tatsächlich weg. Ich gab alles, um den Vorsprung zu vergrößern. Die Schreie der Bayerischen Fans und die Info, dass ich schon eine Lücke von 30 Sekunden gerissen habe, gaben mir nochmal einen zusätzlichen Motivationsschub. So hatte ich nach 3 von 4 Radrunden 45 Sekunden und als es zum zweiten Wechsel ging 55 Sekunden.
Ich fragte mich nur, wie ich jetzt noch 5km laufen soll, war mir nicht sicher, ob ich meine Körner nicht schon komplett verschossen hatte. Die erste der drei Laufrunden fiel verdammt schwer und Jannik Schaufler hatte bereits 20s gut gemacht. So kamen auch kurzfristig Zweifel auf, ob es zum Sieg überhaupt reichen würde.
Gott sei Dank gewöhnten meine Beine sich dann an den Laufschritt und ich konnte die Frequenz erhöhen. Dank der vielen Fans am Streckenrand erfuhr ich, dass ich in der zweiten Runde fast nichts mehr nach hinten verloren habe, trotzdem wollte ich noch nicht zu sicher sein.
Die letzten 400m bis zum Ziel wurden auf einer Tartanbahn gelaufen und da begann ich zu realisieren, dass ich als erster über die Ziellinie laufen werde. Nach einem 36. Platz 2011, 2. Platz 2012, 4. Platz 2013, 2. Platz 2014 und 7. Platz 2015 sowie einem Deutschen Meistertitel im Duathlon und einem im Wintertriathlon darf ich mich nun erstmals Deutscher Triathlon-Meister nennen. Ich bin immer noch mega überwältigt. Glückwunsch an Jannik zum zweiten und an meinen bayerischen Kollegen Gabriel Allgayer zum dritten Platz. Mit dem 8. Platz von Niklas Hirmke reichte es sogar noch zum Deutschen Mannschaftsmeister für Bayern. Ergebnisse hier. Nach dem Finish ging es gleich zur Dopingkontrolle, wo ich auch das erste mal eine Blutprobe abgeben musste.
Vielen Dank für die zahlreichen Glückwünsche und an alle, die mich unterstützt haben. Besonders an meine Familie, meine Freundin und an meinen Coach Roland Knoll, der auch eine mehr als gelungene Erstveranstaltung auf die Beine gestellt hat.
Das war alles noch nicht genug, denn einen Tag später fand die Deutsche Meisterschaft Team Relay statt. Das Format war etwas anders zu dem, wie man es von der Team Relay kennt: Zuerst wurden 4x 200m als Staffel im Becken geschwommen, dann eine halbe Stunde später 4x (4,5km Radfahren und 1,2km Laufen) als Staffel mit Chipübergabe.
Als erste schickten wir Michelle Braun ins Rennen. Sie brachte die 200m zeitgleich mit den ersten zu Ende. Dann sprang ich ins Becken und konnte die Position halten, auch wenn ich etwas zu schnell anging. Als dritte startete Sophie Rohr und als letzter Gabriel Allgayer.
Auf einem guten 5. Platz mit Anschluss zur Spitze beendeten wir das Schwimmen. Lediglich Mecklenburg Vorpommern hatte einen größeren Vorsprung.
Diesen Vorsprung konnte Meck-Pom zu Beginn der Bike and Run Staffel sogar noch ausbauen, doch Michelle hielt sich gut in der großen Verfolgergruppe. Ich übernahm den Zeitmess-Chip in einer großen Gruppe, die von Platz 2-7 reichte. Nach einen guten Wechsel machte ich sofort richtig Druck und sprengte die Gruppe. Lediglich Brandenburg konnte mir folgen. Am Ende der Radstrecke war auch der Rückstand zu Meck-Pom wieder hergestellt und wir wechselten somit zu dritt auf die kurze Laufstrecke.
Auf den ersten 200m der Laufstrecke verlor ich etwas, da ich nach einem harten Radfahren oft etwas brauche, um den Laufschritt zu finden. Doch dann konnte ich den im Bild oben erkennbaren Rückstand wieder egalisieren, sogar an die Spitze laufen und den Chip an Position eins an Sophie übergeben, die dann mit Brandenburg und Meck-Pom, die knapp hinter mir wechselten, auf die Radstrecke ging und diese halten konnte. Mit Jahrgang 2000 war sie die jüngste in unserem Team, unterlag auch noch der für sie geltenden Übersetzungsbeschränkung und musste dann beim Laufen dem hohen Tempo etwas Tribut zollen, so dass eine kleine Lücke entstand.
Gabriel konnte den Anschluss leider nicht mehr herstellen, aber lief den sehr guten dritten Platz sicher nach Hause. Ergebnisse hier.
Es war einfach ein tolles und mega erfolgreiches Wochenende. Am Sonntag steht der Europa Cup in Tabor (Tschechien) an. Außerdem warte ich noch auf die Neuigkeit, hoffentlich zur Junioren Weltmeisterschaft im September nach Cozumel (Mexiko) fahren zu dürfen, da ich mit meinem Deutschen Meistertitel eigentlich die sekundäre Norm der Deutschen Triathlon Union erfüllt habe. Ihr werdet es erfahren, sobald ich Bescheid weiß.
Bis dahin
LG Frederic