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Das vergangene Wochenende, an dem der erste Einzelwettkampf der Saison 2015 für mich anstand, brachte ein Wechselbad der Gefühle mit sich, wie ich es im Sport bisher noch nicht erlebt habe. Um das zu verarbeiten und für Außenstehende nachvollziehbar zu machen, ist dieser Blogeintrag auch ein gutes Stück länger als üblich geworden. Viel Spaß (uind Ausdauer ,-)) beim Lesen).

 

Bereits am Freitagnachmittag ging es für mich nach Ingolstadt, wo ich eine Nacht bei meinem Trainer Roland Knoll verweilte, um dann am nächsten Morgen mit ihm nach Forst zu reisen. Der erste Deutschland Cup stand an in meinem ersten Juniorenjahr.

 

Als der Bayern Kader komplett war, ging es zur Streckenbesichtigung. Für mich war der Wettkampf neu, denn als dieser letztes Jahr als DTU-Cup ausgetragen wurde, war ich zur selben Zeit in den Niederlanden beim European YOG Qualifier.

 

Obwohl meine Laufform noch lange nicht da ist wo ich sie haben will, ging ich sehr selbstbewusst in das Wochenende, denn ich wusste meine derzeitige Schwimm- und Radform zu schätzen. Nach der Streckenbesichtigung und ein paar Stunden im Hotelzimmer 'chillen' gab es die Startunterlagen, Abendessen und das Bett, denn der Start für die Junioren war bereits um 9 Uhr morgens.

 

Das hieß 6 Uhr aufstehen und frühstücken, bevor wir dann schon um halb 8 zum Check-In radelten.

Auch wenn es neben meinem ersten Juniorenjahr auch das erste Jahr ohne Übersetzungsbeschränkung am Fahrrad ist, kam ich nicht sofort in die Wechselzone, denn mein Aerolenker war ein kleines bisschen zu lang.

 

Kein Problem, also schraubte Roland ihn mir eben ein Stück zurück, sodass ich problemlos einchecken konnte. Nach dem anschließenden Einlaufen war ich dann auch schon eine gute halbe Stunde vor dem Start beim Neopren anziehen, denn das Wasser hatte (leider) nur 19,5°C, also war Neopflicht. Da mir mein alter Neoprenanzug mittlerweile nicht mehr passt, muss ich derzeit einen von meinen Eltern geliehenen älteren Anzug schwimmen, der eigentlich etwas zu eng ist, so dass es mir lieber gewesen wäre, wenn das Wasser ein halbes Grad wärmer gewesen wäre und Neos damit generell verboten gewesesen wären.

 

Dann kam kurz vor dem Einschwimmen eine Durchsage, dass „die Startnummer 445, Frederic Funk, bitte seinen Aerolenker abmontieren soll. Ansonsten droht die Disqualifikation!“ ???? Beim Check-in hatte (nach Nachbesserung, s.o.) alles gepasst und nun sollte er wieder zu lang sein? Eigentlich unmöglich.

 

Zu diesem Zeitpunkt war ich leider schon mit anderen Dingen beschäftigt und die Wechselzone war zu weit weg, um so kurzfristig selber noch einmal hin zu laufen. Also schickte ich wieder Roland.

 

13 Minuten vor dem Start wollte ich dann noch kurz einschwimmen gehen, aber dann kam die Durchsage, dass sich alle Junioren sofort in den Startbereich und aus dem Wasser begeben sollen. Na toll, ich bin ohne einschwimmen noch nie gut geschwommen. Trotzdem musste wir dann noch ewig auf das Line-Up warten.

 

Kurz vor dem Start wurde mir dann gesagt, dass mit dem Aerolenker alles hingehauen hat und Roland diesen mit einem Kampfrichter ein weiteres Stück zurück geschraubt hat. Puh, Fokus auf das Rennen!

 

Ich bin nicht gerade der Fan eines Landstarts, denn bei so etwas ist die Prügelei am allergrößten. Jedoch waren wir „nur“ 46 Junioren und das war im Vergleich zum Jugend A Starterfeld, bei denen ich ja in den vergangenen zwei Jahren am Start war, mit in der Regel ca. 80 Athleten noch ein Witz.

 

Der Startschuss für die 750m Schwimmen, 20km Radfahren und 5km Laufen fiel. Ich kam super weg und war in der vorderen Gruppe an der ersten Boje nach ca. 200m. Auch um die Boje kam ich ohne größeres Geprügel herum. Die Gruppe musste ich dann zwar leider ziehen lassen, aber ich fand einen guten Rhythmus und stieg mit nur 20s Rückstand auf Platz 1 und nur 5s auf die voraussichtlich erste Radgruppe aus dem Wasser.

 

In der Wechselzone angekommen, kam ich schnell aus meinem Neo raus und als ich gerade mein Rad los schieben wollte stand eine Kampfrichterin direkt vor mir und zeigte mir drei verschiedene Karten. Die rote, die gelbe und die schwarze. Erst mit den Worten „Frederic Funk, Disqualifikation“ verstand ich, was sie von mir wollte.

Geschockt und kurz gezögert, wollte ich das Rennen trotzdem weiter machen, aber ich wurde nur von der Kampfrichterin angeschrien es zu beenden. Sie sprintete dann sogar zu der Aufsteige-Linie vor, um dort von ihren Kollegen zu verlangen mich aufzuhalten.

 

Dann war es auch schon zu spät weiterzumachen. Eine andere Kampfrichterin stieß hinzu und ich erkundigte mich bei dieser nach dem Grund für die Disqualifikation. „Aerolenker zu weit“, hieß es. Ich erklärte ihr, dass der Lenker beim Check-in abgesegnet worden war und trotzdem nach der Lautsprecherdurchsage mein Trainer unter Absegnung eines Kampfrichters den Aerolenker ein weiteres Stück zurückgeschraubt hatte und diesen -mit Zustimmung dieses Kampfrichters- eben nicht komplett abmontiert hatte, wie es in der Lautsprecherdurchsage verlangt worden war. Als sie ihn dann noch einmal abmaß, war sie ganz geschockt. ER PASSTE!!!!!! „ACH WAS????!!!!!!“, waren bloß meine Worte. Dann fiel der Kampfrichterin natürlich nichts besseres ein, als mich einen Betrüger zu nennen, der jederzeit mit Werkzeug in der Wechselzone ist, um alles wieder zu meinem Gunsten um zu schrauben. Sie unterstellte mir allen Ernstes, dass ich in den wenigen Sekunden zwischen der Disqualifiaktion durch die erste Kampfrichterin, die nicht einmal wusste, welche Kartenfarbe man bei einer Disqualifikation zeigt und ihrem Auftauchen, bei dem sie mir eröffnete, was der Grund für die Disqualifikation sei, meinen Lenker wieder auf Regelkonformität zurückgeschraubt hätte...und das alles unter den Augen von hunderten Zuschauern, während der laufenden Diskussionen mit der ersten Kampfrichterin und mit ihr???

 

Dann dachte ich mir nur: „Fuck, das wäre ein gutes Rennen geworden“ Die Kampfrichterin hätte natürlich damit rechnen müssen, dass meine Eltern, Trainer und alle Bayern, die vor Ort waren auf meiner Seite stehen und auf sie nur eingeschimpft wurde. Als mein Vater, der durchaus mit dem Regelwerk der Deutschen Triathlon Union vertraut ist, der Kampfrichterin erklärte, dass man auch bei einer Disqualifikation ein Rennen regulär beenden darf (schon um keine vollendeten Tatsachen im Falle berechtigter Einsprüche zu schaffen), wurde sie nachdenklich.

 

Letztendlich war der Grund für die Disqualifikation, dass sie nicht wusste, dass der Aerolenker bereits kurzfristig von einem anderen Kampfrichter, der sie anscheinend nicht informiert hatte, nach der Lautsprecherdurchsage abgesegnet worden war und als sie dann meinen Aeroaufsatz immer noch auf dem Rad montiert sah, ging sie automatisch davon aus, dass dieser auch immer noch zu lang ist. Immerhin entschuldigte sie sich zwei Stunden später bei mir. In der Rückschau eine unglückliche Verkettung von Missverständnissen und Kommunikationsproblemen, nur leider mit einem Ergebnis, das selbst mit gutem Willen aller Beteiligter nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte

 

Das Rennen war gelaufen. Wichtige Punkte, die ich für den Deutschland Cup, den ich ja im vergangenen Jahr gewinnen konnte, und der erneuten Aufnahme in den C-Kader gebraucht hätte, in Luft aufgelöst. Zwar stehen noch die Rennen in Kraichgau und die Deutsche Meisterschaft in Verl aus, aber da der Deutschland-Cup in Kraichgau auch gleichzeitig ein Rennen der 1. Bundesliga ist (mit dementsprechend Weltklasse-Athleten aus der World Triathlon Series am Start), werde ich mich dort mit geringerer Wahrscheinlichkeit am Ende des Radfahrens in der ersten Radgruppe befinden, um Chancen auf eine Top-Platzierung zu haben als es in Forst möglich bzw. wahrscheinlich gewesen wäre um Chancen auf eine Top-Platzierung zu haben...

 

Damit sich der Tag und die Anreise doch lohnt, entschied ich mich kurzerhand beim Jedermann-Rennen nachzumelden. Ich bekam sogar noch einen Startplatz in der ersten Startgruppe (musste allerdings noch einmal 40€ zahlen, obwohl die Disqualifikation im DC-Rennen am morgen, für das ich ja auch bezahlt hatte zu Unrecht erfolgt war!) und ich erfuhr, dass das Rennen dort absehbar sicher nicht  langweilig wird, denn der Ironman Welt- und Europameister Sebastian Kienle und der Challenge Roth Sieger Timo Bracht, sowie Team Erdinger-Profi Florian Seifert waren über die Distanzen 1km Schwimmen, 30km Radfahren und 7,5km Laufen mit mir am Start. Beim Radfahren galt Windschattenverbot und ich dachte mir abgesehen von meinen zweifellos auch für ein Rennen mit Windschattenverbot absoluten konkurrenzfähigen Syntace-Laufrädern werde ich mit meinem kurzen Aerolenker, meinem Rennrad (und der entprechenden relativ aufrechten Position darauf) und ohne windschnittigen Aerohelm keine Chance gegen die zwei mit ihren Windkanal-optimierten 10000€-Zeitfahr-Maschinen haben. Immerhin hatte ich aber noch richtig viel Adrenalin von der unberechtigten Disqualifikation und dem so jäh nach 750m Schwimmen abgebrochenen Rennen drei Stunden zuvor übrig und ich hatte Bock mich völlig abzuschießen.

 

Der Startschuss fiel pünktlich um 12 Uhr. Zwar standen dieses mal 200 Leute an der Startlinie, aber Geprügel gab es trotzdem nicht, da es sich ja schließlich hauptsächlich um Hobbysportler handelte. Somit konnte ich sofort vorne weg schwimmen und wenn ich mal vorne bin, kann ich auch vor lauter Motivation noch schneller schwimmen. Ein Rennen, das man anführt, setzt gleich nochmal zusätzliche Energien frei. Allerdings kam die Schwimmstrecke mir länger als die laut Ausschreibung vorgesehenen 1000m vor. Den Schwimmzeiten nach zu urteilen, tippe ich auf ca. 150m länger. Aber da das Schwimmen für mich gut lief, spielte das mir in die Karten.

 

An Position eins mit 25s Vorsprung vor Timo Bracht stieg ich aus dem Wasser und ballerte nach einem eher mäßigen Wechsel mit dem Rad los. Ich brauchte etwas Zeit, um einen guten Rhythmus zu finden und die Beine waren zu Beginn noch sehr schwer. Wir mussten drei Runden á 10km auf einer Wendepunktstrecke fahren und bis auf eine kleine Autobahnbrücke, hatte die gut asphaltierte Bundesstraße keinerlei Höhenmeter und auch nur eine 90° Kurve, die wir pro Runde quasi zwei mal fahren durften.

 

Bracht und Kienle, der circa eine Minute hinter mir aufs Rad stieg, kamen immer näher und nach der ersten Runde überholte mich Bracht und gab gleichzeitig ein gutes, gleichmäßiges Tempo vor, also fuhr ich im fairen Abstand von 15-20m hinter ihm her. Nach 15km überholte uns dann Kienle in einem Höllentempo. Ich hielt mich weiterhin an Bracht, der nach seinen Angaben 340W im Schnitt fuhr und meine Oberschenkel waren dementsprechend ziemlich blau am Ende der 30km im 42er Schnitt (Hier die Einheit auf Strava). In Rennen mit Windschattenfreigabe muss man in bestimmten Rennphasen, z.B. bei Ausreißversuchen oder nach Wendepunkten weit mehr Watt treten, aber dafür gibt es dort auch immer wieder mal Phasen, in denen sich im Windschatten der Puls etwas beruhigen kann, allerdings muss ich sagen, das Radfahren auf einem konstant hohen Level, immer knapp unter der absoluten Schmerzgrenze machtl mehr Spaß, auch wenn ich es bisher über eine derart lange Distanz wie die in Forst geforderten 30km, noch nie im Training simuliert hatte.

 

Nach einem schnellen zweiten Wechsel konnte ich die paar Sekunden auf Bracht wieder gut machen und wir gingen gemeinsam auf die Laufstrecke und erfuhren, dass uns Kienle auf den zweiten 15km der Radstrecke nochmal 1:15 min gegeben hat. Da Timo und ich bereits mit einem Schnitt von 42km/h (inklusive aller Brems- und Beschleunigungsphasen an den 6 Wendepunkten) unterwegs waren, ist es nicht schwer auszurechnen, dass Kienle einen Durchschnitt von über 44 km/h gefahren ist.

 

 

 

 

Meine Beine waren beim Laufen auf den ersten Kilometern richtig dick und ich bekam fast überall Krämpfe und musste Bracht ziehen lassen. Nach der ersten der drei Laufrunden á 2,5km wachten meine Beine wieder auf, ich fand einen guten Rhythmus und konnte das Tempo deutlich erhöhen. Bracht war jedoch nach meiner langsamen ersten Runde schon außer Sichtweite und ich versuchte einfach nur nochmal alles zu geben. 'Ich wusste ja auch nicht, wer noch von hinten kommt. Schließlich war ja mit Florian Seiffert noch ein dritter Profi-Athlet in Forst am Start und dieser war noch hinter mir.

 

 

 

Als dritter lief ich dann über die Ziellinie und wurde gleich vom Sieger Kienle und zweitplatzierten Bracht beglückwünscht. Hat schon was gegen solche großen Namen zu starten. Ergebnisse gibt’s hier.

 

Am Ende dieses Tages hatte ich also doch trotz der Disqualifikation am Morgen ein Lächeln im Gesicht und bin nun auch im Radfahren offiziell schneller als mein Vater, der trotzdem mit einem Sieg in der zweiten Startgruppe und in seiner Altersklasse den 7. Platz holen konnte. Auch meine Mutter gewann ihre AK.

 

Für mich steht nun am Mittwoch die vorletzte Abiturprüfung an und ab Freitag geht es für eine Woche mit dem Bayern Kader nach Ingolstadt zum trainieren. Der nächste Wettkampf ist am 06. Juni in Kraichgau. Dort ist die Junioren EM-Quali im Rahmen des Bundesliga-Wettkampfs. Mal schauen wie sich meine Form vor allem im Laufen bis dahin entwickelt. Viel Glück werde ich dort trotzdem brauchen.

 

LG

Frederic