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Zugegeben: es gibt auch entspannendere Arten, einen Mai-Sonntag zu verleben, als sich um kurz vor 5 Uhr vom Wecker aus dem Schlaf klingeln zu lassen, drei Stunden mit dem Auto und 5 Rädern auf dem Dach/ im Kofferraum drei Stunden in die Oberpfalz zu fahren, um dort mehrere logistisch nicht eben unaufwändige Triathlon-Wettbewerbe in den Schüler-, Jugend- und Erwachsenenklassen zu bestreiten.

Aber als wir alle fünf dann abends um 6 Uhr nach der letzten Siegerehrung etwas müde aber nichtsdestoweniger außerordentlich zufrieden wieder auf dem Heimweg waren, hatte man doch trotzdem das nicht mit Geld zu erkaufende Gefühl: "das war es wert". Und zwar nicht nur in Bezug auf den zu verschmerzenden Aufwand an diesem Tag sondern auch den Trainings- und Organisationsaufwand in den Wochen und Monaten zuvor

Mit der Plazierungsausbeute nur unserer Familie wäre auch mancher ambitionierte Verein zufrieden: 5 Leute am Start, Gesamtsieger Damen, Gesamtsieger Herren, zwei erste Plätze in der Altersklasse, zwei zweite Plätze und ein vierter Platz! Alle Ergebnisse im Detail sind hier online 

Marc-Philipp wurde bei den Schülern C etwas undankbarer Vierter, was weniger an seiner absolut respektablen Leistung als an der guten Konkurrenz lag. Er schwamm Bestzeit, legte zwei blitzsaubere Wechsel hin und verpasste trotzdem nach 100m Schwimmen, 2,5km Radeln und 500m Laufen um wenige Sekunden als einziger der Familie das Siegerpodest, was ihn sichtlich wurmte und in den nächsten Wochen vermutlich Motivation fürs Training liefern wird. Ähnlich wie Frederic im gleichen Alter gehört Marc-Philipp eher zu den schmächtigeren Typen, der v.a. im Wasser und auf dem Rad mangels Muskelmasse noch nicht soviel Kraft entwickeln kann, als manch andere seiner Altersklasse, die körperlich schon sichtbar weiter entwickelt sind.

Anna-Marie musste bei den Schülern C dieselben Distanzen bestreiten verließ das Wasser als erste, verlor dann beim Radfahren nach Blitzwechsel nur einen einzigen Platz und erreichte das Ziel als Zweite, was sie (nach dem ehrenwerten, aber etwas undankbaren 9.Platz die woche zuvor, als beim TUM-Triathlon das Schwimmen ausgefallen war) stimmungsmäßig auf Wolke 7 hob.

Um die Mittagszeit war dann Frederic bei der Jugend B mit den Bayerischen Meisterschaften an der Reihe. Seine Distanzen waren 400m Schwimmen, 10km Radfahren und 2,5km Laufen. Das Rennen war turbulent und sollte noch für Diskussionsstoff sorgen.. Da ich um Frederics Radstärke wusste, der mittlerweile an guten Tagen im Training selbst Heike am Berg davonfahren kann, hatte ich ihm eingeimpft nach dem zu erwartenden leichten Schwimmrückstand, nicht erst auf Mitfahrer zu warten, um in deren Windschatten Kraft für das Laufen zu sparen, wie es bei Windschattenrennen oftmals sinnvoll ist, sondern stattdessen sein Heil in der Flucht nach vorne zu suchen. Diese Taktik sollte sich als richtig erweisen. Zweitschnellster im Wasser nach einem Schwimmspezialisten war Frederics Trainingskamerad Dominic Schmuck von der SG Katek Grassau, Frederic verließ das Schwimmbecken ungefähr als sechster oder Siebter mit einem Rückstand von rund 20s und noch auf Sichtweite. Nach einem Blitzwechsel hatte Frederic bereits in der Wechselzone und auf den ersten Radkilometern seine Begleiter abgeschüttelt und bemühte sich, den Rückstand auf den Führenden Dominic zu verkürzen.

Der Rückstand auf die sich hinter Frederic formierende Radgruppe wuchs derart schnell an, dass diese nach nur 3km, als eine Linksabbiegung zurück zum Ziel laut Streckenplan zu fahren war, bereits den Sichtkontakt auf die korrekt abbiegenden Führenden Dominic und Frederic verloren hatten und versehentlich -irritiert von den Markierungen für den wenig später folgenden Sprint- und Kurztriathlon rechts abbogen.

 

In Einzelzeitfahrmanier auf dem Triathlonlenker liegend beendete Frederic und Dominic schließlich die 10km in ähnlichem Abstand, wie sie aufs Rad gestiegen waren und liefen so auch mit nicht zuletzt durch die Umwege der Konkurrenz überdeutlichem Vorsprung ins Ziel. Platz 1 und 2 bei einer Bayerischen Meisterschaft für zwei Athleten eines einzigen Vereins ist sicherlich ein deutliches Indiz für die aktuelle Stärke unserer Jugendtrainingsgruppe hier im Achental (und auch deren Fähigkeiten, sich einen vorgegebenen Streckenverlauf im Vorfeld im Detail einzuprägen)!

Nachdem Heike und ich unser Adrenalin schon vermeintlich bei der Betreuung und Anfeuerung unserer Kids verschossen hatten, mussten wir um kurz nach zwei dann auch noch selber ran für die Olympische Distanz über 1,5km Schwimmen, 40km radfahren und 10km Laufen. Ich war im Vorjahr zweiter geworden, Heike hatte von 2010 sogar einen Sieg zu verteidigen. Neoprenanzüge waren diesmal im gut temperierten Wasser verboten, so dass die Schwimmzeiten automatisch etwa langsamer ausfielen.

Ich verließ nach kontrolliertem Schwimmen zusammen mit Heike das Wasser und hatte anschließend einen praktisch perfekten Tag auf dem Rad: durch viel Wind war die Radstrecke eher langsamer als im Vorjahr, aber ich  war trotzdem fast drei Minuten schneller unterwegs als 2010 und schaffte einen Schnitt von 41,3km/h (ohne Wechsel und Schiebestrecken) was ich in der ganzen letzten Saison nicht mehr geschafft hatte. Warum es so gut lief, weiß ich selber nicht so genau. Das Ganze sollte ein reiner Trainingswettkampf sein, ohne dass ich mich besonders ungewöhnlich darauf vorbereitet oder getapert hatte, aber so ist das im Sport. Manchmal ist man schlecht und weiß nicht so recht warum und manchmal ist man auch gut und kann das trotzdem nicht im Detail begründen...Zwar waren die Beine nach dem Radfahren schon am Limit, so dass der Laufsplit nicht mehr an die 35er-Zeit von 2010 heranreichte (36:01), aber eigentlich war das Rennen ja nach dem Radfahren schon entschieden gewesen. 

Leider wusste ich das nicht, denn mittlerweile war auch noch die später gestartete Sprintdistanz auf der Rad- und Laufstrecke unterwegs, so dass Athleten und Zuschauer weitgehend die Orientierung verloren hatten, wer jetzt auf der Olympischen und wer auf der Sprintdistanz unterwegs war. Ich ging kein Risiko ein und lief so schnell ich noch konnte zu einem in dieser Deutlichkeit unerwartetem Sieg mit über sechs Minuten Vorsprung. Übrigens der erste Gesamtsieg in einem Triathlon seit drei Jahren und da solche Ereignisse mit 43 Jahren sicher nicht mehr die Regel sind und leider wohl auch nicht mehr werden, habe ich das Glück des Moments umso mehr genossen.

Heike tat es mir gleich und wiederholte ihren Vorjahressieg mit ähnlichem Vorsprung und was sich in der Ergebnisliste so leicht liest, wäre fast ins Auge gegangen:  Aus Gründen des Federungskomforts und des Rollwiderstands hatte ich an Heikes Scheibe einen 23mm-Hochdruckmantel montiert, der im Training hervorragend lief. Aufgepumpt auf knapp 9 bar und aufgeheizt durch starke Sonneneinstrahlung legte der Mantel jedoch in der Wechselzone so an Vollumen zu, dass er unter Gewischtsbelastung am Bremssteg von Heikes Carbonrahmen leicht schliff. Heike erzählte mir nach dem Rennen, dass sie dauernd das Gefühl hatte, dass jemand die Bremse festgezogen hatte...dann schaute ich mir ihr Hinterrad an und entdeckte den ganzen Gummiabrieb und musste ihr recht geben, dass zwar nicht die Bremse aber der  Reifen am Rahmen geschliffen hatte und zweifellos unnötig Energie vernichtet hatte. Immerhin hat das Schleifen nicht in einem Defekt und einem DNF (did not finished) gemündet, so dass wir uns im Nachhineine auch nicht beklagen dürfen.